Arbeit mit Straßenkindern in Kolumbien nahe gebracht
„Patio 13 – Schule für Straßenkinder“ ist eine internationale Bildungsinitiative der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der kolumbianischen Lehrerbildung („Escuelas Normales Superiores“), an der namhafte Universitäten in Deutschland (Heidelberg und Freiburg) und in Kolumbien (Universidad de Antioquia, Medellín, und Universidad Externado de Colombia, Bogotá) beteiligt sind.
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Arbeit mit Straßenkindern

Arbeit mit Straßenkindern in Kolumbien nahe gebracht

Von Hans-Jürgen Kommert 13.01.2017 – 21:00 Uhr

Arbeit mit Straßenkindern

 

Religionslehrerin Michaela Conzelmann (rechts) erklärt den Schülern der siebten Klassen, wie die beiden Pädagogik-Studentinnen Carolina Echeverri und Estefania Cordoba den Straßenkindern näher kommen. Bildungsreferentin Johanna Menzinger (vorne links) schaut zwar etwas skeptisch, ist aber dann dennoch einverstanden.

Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

St. Georgen/Kolumbien. “Patio13 – Schule für Straßenkinder” ist ein internationales Bildungsprojekt, das Lern- und Orientierungsgebote für Kinder und Jugendliche in gesellschaftlichen Risikosituationen entwickelt. Das Projekt wurde im Jahr 2000 gegründet.

Mittlerweile sind Tausende junger Pädagogikstudenten, insbesondere in Kolumbien und Deutschland, mit der Realität obdachloser, schulferner Kinder vertraut gemacht worden. Es stellt sich inzwischen sogar als eigener Studiengang dar. Schüler und Studenten der von Don Bosco Schwestern geleiteten Escuela Normal Superior María Auxiliadora in Copacabana bei Medellín werden seither in Praxis und wissenschaftlicher Theorie der Straßenpädagogik geschult.

In kleinen Gruppen besuchen sie Einrichtungen für Straßenkinder in Medellín, beispielsweise “Patio Don Bosco,” “Granjas infantiles” sowie in verschiedenen umliegenden Gemeinden. Dabei arbeiten sie regelmäßig in Slums (Cabuyal, Villas de Copacabana, Yarumito, um nur einige zu nennen) sowie direkt mit Mädchen und Jungen, die auf der Straße leben. Auch in Deutschland gibt es “Straßenkinder” – nicht in St. Georgen, aber beispielsweise in Freiburg. Die Schätzungen variieren zwischen rund 9000 und 20 000 Kindern und Jugendlichen.

Straßenpädagogik fester Ausbildungs-Bestandteil

Derweilen ist Straßenpädagogik – in Theorie und Praxis – ein fester Bestandteil der kolumbianischen Lehrer- und Erzieherausbildung an der Escuela Normal María Auxiliadora geworden. Im September 2015 feierten sie zusammen mit Jugendlichen der Straße und verschiedener befreundeter Einrichtungen das 15-jährige Bestehen ihres Projektes.

Im Dezember vergangenen Jahres hatten die Siebtklässler bereits Besuch von Schülern der Schulen aus Medellín erhalten, nun hatten sich zwei Studentinnen angemeldet, Carolina Echeverri und Estefania Cordoba. Sie sind derzeit in einem Auslandssemester in Heidelberg, so dass ihr Weg in den Schwarzwald relativ übersichtlich war. Sie vertieften mit einem spannenden Vortrag die Eindrücke, die die Bergstädter bereits durch die Internetverbindung “Chat der Welten” erhalten hatten.

Die beiden Studentinnen erzählten vom teils traurigen Absturz der Straßenkinder in Sucht und (Beschaffungs-) Kriminalität sowie den fehlenden Perspektiven. Sie schnüffelten Klebstoff, was zwar hochgefährlich sei, aber den Hunger vertreibe. “Wenn wir hinausgehen, singen wir zunächst ein Lied zum Mitspielen, das lockt die jungen Menschen an,” schilderten sie die Umstände. Sogar die Polizei, die sonst den Straßenkindern eher schlecht gesonnen sind, unterstützt teilweise dies Projekt. “Als wir einmal bei einem richtig starken Regen draußen waren, durften wir den Unterricht im Polizeibus fortsetzen,” erzählten die beiden jungen Frauen.

Mehr als 100 Fragen hatten die Schüler mitgebracht, die wenigsten konnten aber noch gestellt werden. So erzählten die beiden jungen Frauen auf Nachfrage, dass es sogar während ihres Unterrichts zu Überg riffen gekommen sei. Ein Mädchen habe ein anderes mit dem Messer verletzt. Und im Krankenhaus habe man das Kind weggeschickt, weil es nicht versichert war. Zwar sei die ärztliche Versorgung in Kolumbien nicht ganz schlecht, aber nur dann, wenn man versichert sei. Ein Versprechen gaben sie aber ab: Sie würden alle Fragen beatworten – per E-Mail.

 

Originalbeitrag 13.01.2017 Schwarzwälder Bote