„Bildung gegen den Strich“ – das erste Buch über Straßenpädagogik
„Patio 13 – Schule für Straßenkinder“ ist eine internationale Bildungsinitiative der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der kolumbianischen Lehrerbildung („Escuelas Normales Superiores“), an der namhafte Universitäten in Deutschland (Heidelberg und Freiburg) und in Kolumbien (Universidad de Antioquia, Medellín, und Universidad Externado de Colombia, Bogotá) beteiligt sind.
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„Bildung gegen den Strich“ – das erste Buch über Straßenpädagogik

Aus dem Vorwort

Bildung gegen den StrichMaría, 17 Jahre alt, ist nach einer Fehlgeburt und einer Abtreibung, erneut schwanger. Trotz ihrem dicken Bauch schafft sie weiter an. Seit acht Jahren treibt sie sich auf den Straßen im Zentrum einer südamerikanischen Millionenstadt herum – zusammen mit anderen Jungen und Mädchen, die sich durch Bettelei, Diebstahl und Prostitution über Wasser halten.
Die Zahl der „Kindermütter“, obdachlose Straßenmädchen, die trotz ihrer aussichtslosen Lage Nachwuchs bekommen, steigt von Jahr zu Jahr – ein weltweites Phänomen. Karitative Hilfe für diese Kinder und Jugendlichen, denen Kriminalität und Drogendeal als letzte Überlebenschance erscheinen, greift zu kurz. Sie brauchen lebensdienliche Orientierung und Bildung als Hilfe zur Bewusstwerdung, Ich-Stärkung und Selbstvergewisserung.
Dieses Buch erzählt von Begegnungen auf der Straße, berichtet von Erfahrungen beim Versuch, die Lebenssituationen und Zukunftsaussichten junger ausgegrenzter Menschen am Rand der Gesellschaft zu verbessern und entwickelt daraus die Grundlagen für eine Pädagogik der Straße.


Aus dem Vorwort

Ein kleiner Platz, mitten in einer lateinamerikanischen Millionenstadt. Tagsüber
und bis in die Nacht hinein sieht man dort Scharen von Kindern, Mädchen,
viele junge Erwachsene. Sie schlafen im Freien. Wenn sie genug verdient haben,
10 000 Pesos (etwa drei Euro), 30 000 Pesos (neun Euro) pro Freier, leisten sie sich
ein Bett in einem heruntergekommenen Stundenhotel, wo sie sonst nur arbeiten.
Manche Mädchen sind Mütter. Einige haben zwei, drei oder mehr Kinder. Meist
werden ihnen die Kleinen weggenommen und irgendwo untergebracht, wenn
sie Glück haben, bei der Großmutter oder bei einer Tante, meist aber in einem
Waisenhaus. Fehlgeburten und Abtreibungen haben fast alle Mädchen hinter sich,
und sie konsumieren unablässig Drogen.

Kindermütter auf dem Babystrich. Trotz enger Kleidchen, kurzer Röcke, kleiner
Blüschen fallen sie neben den anderen Menschen auf der Straße kaum auf.
Eine bunt zusammengewürfelte Schar. Schwangere Teenager, arbeitende Kinder,
Flüchtlingskinder, ehemalige Kindersoldaten, Ausreißer aus paramilitärischen
und Guerillagruppen, geflohen vor Milizen und Jugendbanden. »Straßenkinder«
trifft man an vielen Orten der Welt, nicht nur in den Metropolen Südamerikas,
auch in Afrika, Asien, in Europa. Die Zahl der Mädchen im Kindesalter, die Kinder
bekommen, nimmt weltweit zu.

Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene auf der Straße leben innerhalb ihrer
Gesellschaften, dennoch von ihnen getrennt, ausgeschlossen, weggeschoben, vergessen.
Wer in diese nahe und doch so fremde Welt vordringen will, braucht Zeit,
Geduld und Einfühlungsvermögen. Am Ende sieht er Schicksale und bekommt
Lebensgeschichten zu hören, die ihm ein anderes, unbekanntes, befremdliches
Dasein erschließen.

Beim Lesen dieses Buches folgen Sie einer Gruppe von Studenten, Jungen und
Mädchen im Teenager-Alter, auf dem Weg durch die Straßen einer lateinamerikanischen
Metropole, hinein in den Dschungel einer Millionenstadt, wo sie jungen
Prostituierten, Schwangeren, Kindermüttern begegnen, Menschen im gleichen
Alter wie sie selbst. Deren Alltag und Lebenslagen wollen sie kennenlernen. Was
die Studenten antreibt, ist die Vorstellung, dass Kindern und Jugendlichen auf der
Straße auf Dauer nur eines helfen kann: Bildung. Bildung als Chance, das eigene
Leben, die eigenen Zukunftsperspektiven zu verändern. Aber bevor Pädagogik
greifen kann, müssen Verständnis und Empathie für Lebenssituationen der Menschen
auf der Straße, ihren Alltag, ihre Erfahrungen und Perspektiven wachsen.
Das erste Kapitel dieses Buches will Ihnen diese Welt erschließen: Sie können
die Annäherung der Studenten nachvollziehen und so einen Einblick in
das Schicksal und den Alltag junger Menschen auf der Straße gewinnen. (…)

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